von Johannes Krey
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18. Februar 2025
Nach jahrelangem Rechtsstreit hat die Stadt Weimar das historische Haus der Frau von Stein in Weimars klassischem Zentrum von der bisherigen Eigentümerin übernommen. Grundlage für diese Inbesitznahme ist ein zweites Versäumnisurteil des Landgerichts Erfurt vom Juni 2024, das die Herausgabe des Gebäudes an die Stadt anordnete. Die Vollstreckung des Urteils erfolgte nun durch einen Gerichtsvollzieher, der das Gebäude öffnen ließ und die Stadt offiziell in den Besitz einwies. Die grundbuchrechtliche Eigentumsübertragung ist in Vorbereitung. Oberbürgermeister Peter Kleine bezeichnete den Verkauf des Hauses im Jahr 2008 als Fehler: "Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, diesen Fehler zu korrigieren. Die Wiedererlangung des Hauses ist ein bedeutender Moment für das klassische Weimar. Jetzt kann das Haus der Frau von Stein wieder einer gesicherten Zukunft entgegensehen." Er kündigte an, das Gebäude rasch wieder für die Weimarer Bevölkerung und Besucher zugänglich zu machen. Eine erste Begehung durch die Stadtverwaltung zeigte, dass zwar einige Sanierungsmaßnahmen begonnen wurden, jedoch keine wesentlichen Fortschritte zu verzeichnen sind. Seit der letzten Begehung im August 2022 gab es augenscheinlich keine weiteren Bauaktivitäten. Zur Sicherung des aktuellen Bauzustands hat die Stadt ein Baugutachten in Auftrag gegeben. Das zweite Versäumnisurteil, auf dem die Inbesitznahme beruht, ist noch nicht rechtskräftig. Die bisherige Eigentümerin kann in der Rechtsmittelinstanz jedoch lediglich nachweisen, dass sie am letzten Verhandlungstermin im Januar 2024 unverschuldet nicht anwesend war. Eine inhaltliche Überprüfung des Urteils ist nicht möglich. "Das Haus der Frau von Stein soll dauerhaft im Besitz der Stadt bleiben und nicht erneut verkauft werden", betonte Oberbürgermeister Kleine. "Ich werde einen zuverlässigen und finanzstarken Partner suchen, der die Sanierung zügig vorantreibt und das Haus für die Öffentlichkeit nutzbar macht." Das Gebäude wurde 2008 von der Stadt an eine private Eigentümerin verkauft, mit der Absicht, dort ein Museum mit Werken von Salvador Dalí, eine Künstlerpension und ein Café einzurichten. Diese Pläne blieben jedoch unrealisiert. Trotz mehrfacher Fristverlängerungen und Nachverhandlungen kam es zu keiner Fertigstellung. Auch ein gerichtliches Mediationsverfahren führte zu keiner Einigung. Das Haus der Frau von Stein ist ein bedeutendes Kulturerbe der Weimarer Klassik. Es wurde ab 1770 erbaut und diente als Wohnsitz von Ernst Josias Freiherr von Stein und seiner Ehefrau Charlotte, einer engen Vertrauten Goethes. Nach der deutschen Wiedervereinigung war dort zeitweise das Goethe-Institut ansässig.